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Feierstunde zum 75-jährigen Jubiläum von Friedensdorf

04. 11. 2024

 

Die Friedenskirche in Friedensdorf bildete den angemessenen Rahmen für eine besondere Feierstunde: vor 75 Jahren wurde am 26. Oktober 1949 das Richtfest für die ersten Häuser der neuen Siedlung für Heimatvertriebene gefeiert, gleichzeitig fand die Grundsteinlegung für die Kirche statt. Die Marktgemeinde Zusmarshausen hatte mit dem Kulturkreis ZusKultur vor allem die jetzigen Einwohner von Friedensdorf eingeladen, um in Vorträgen und einer eigens konzipierten Ausstellung an die Geschichte dieses Ortsteils zu erinnern und sich über das „Früher“ und „Heute“ auszutauschen. Und so war die Friedenskirche bis auf den letzten Platz besetzt, als Pfarrer Saji Chalil an seinen Vorgänger Präses Leopold Schwarz erinnerte, der damals die Initiative zum Bau einer Siedlung ergriffen und sogar eine Kirche „Am Roten Berg“ errichtet hatte, wo schon 1648 am Ende des Dreißigjährigen Krieges die Schlacht bei Zusmarshausen ihren Anfang genommen hatte.

 

Stellvertretender Landrat Hubert Kraus hob in seinem Grußwort hervor, dass Friedensdorf zeige, dass aus einer schwierigen Situation etwas Positives und Nachhaltiges entstehen kann. So ist eine lebenswerte Heimat entstanden.

 

„Frieden als Herausforderung“ war dann Thema der Rede von Bürgermeister Bernhard Uhl, den der aktuelle Krieg in der Ukraine zum Beitritt in die Organisation „Bürgermeister für den Frieden“ veranlasste. „Frieden beginnt bei uns“, lautete sein Appell, „mit unseren Nachbarn, in unserer Gesellschaft“. Stolz verwies er darauf, dass Zusmarshausen mit Friedensdorf ein gelungenes Beispiel für Integration vorweisen kann.

 

Die historischen Dimensionen in Schwaben reflektierte Bezirksheimatpfleger Christoph Lang anschaulich und interessant: Die Unterbringung der Vertriebenen habe vor allem auf dem Land stattgefunden, da in den größeren Städten viel Wohnraum zerstört war. Einquartierungen waren unbeliebt und traditionelle dörfliche Strukturen bildeten das Umfeld, in dem die neu Hinzugekommenen unter schwierigsten Bedingungen kurz nach Kriegsende erst ihren Platz finden mussten. Hohe gesellschaftliche Schranken mussten überwunden werden, doch bald hätten sich Ehen zwischen Alt- und Neubürgern etabliert.

 

Und so stellte anschließend Herbert Kailich, stellvertretend für die Bewohner von Friedensdorf, das Schicksal seiner Familie vor und erzählte vom Aufwachsen in der „Siedlung“. Er erinnerte an einfachste Anfänge, als das Trinkwasser noch in Kannen in Zusmarshausen geholt werden musste, wo jeder Gänse, Ziegen oder Schweine hielt und in den Gärten jedes Fleckchen für Obst- und Gemüseanbau ausgenutzt wurde. Schöne Erinnerung hat Herbert Kailich an die Gastwirtschaft Denk mit den beliebten „Göggele“ der Wirtin.

 

In die Ausstellung zur Geschichte von Friedensdorf und seiner Bewohner führte zum Abschluss der Feierstunde Hans-Peter Englbrecht ein; sie wird ab Dezember im Rathaus aufgestellt werden.

 

Großen Beifall erhielt auch die Musikgruppe „Allerloi“ um Reinhard Mayr aus Friedensdorf, die die Vorträge stimmungsvoll umrahmte.

 

Die Organisatorinnen, Kulturbeauftragte Julia Endrös und Archivarin Angela Schlenkrich, waren überwältigt vom großen Interesse an der Geschichte von Friedensdorf, das als eigener Ortsteil zusammen mit Neugablonz in Kaufbeuren eine Besonderheit im Bezirk Schwaben darstellt. „Wir werden dieses Thema auf jeden Fall weiterverfolgen“, war das einhellige Fazit der beiden.

 

Wer Erinnerungen oder Fotos teilen möchte, ist herzlich eingeladen, sich bei Angela Schlenkrich zu melden ().

 

Bild zur Meldung: Für die Feierstunde hatte Hans-Peter Englbrecht das Thema „Vertreibung“ in Szene gesetzt u.a. mit den Wappen der damaligen Herkunftsländer: Pfarrer Saji Chalil, Hans-Peter Englbrecht, Bürgermeister Bernhard Uhl, Archivarin Angela Schlenkrich, Bezirksheimatpfleger Christoph Lang, Kulturbeauftragte Julia Endrös, stellv. Landrat Hubert Kraus und Herbert Kailich gestalteten die Jubiläumsveranstaltung (von links). / Fotograf: Markt Zusmarshausen

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